Die Erde auf dem Balkon musst Du nicht jedes Jahr austauschen. Wir verraten Dir wie sie über viele Jahre fruchtbar bleibt.
Eine der größten Herausforderungen für urbane Gärtner ist die Bodenfruchtbarkeit. Wer auf Balkon und Terrasse gärtnert, muss auf Pflanzgefäße mit geringem Erdvolumen zurückgreifen. Die Erde im Kübeln fruchtbar zu halten, ist deutlich schwerer, als in einem normalen Garten.
Mir wurde schon mehrfach von Balkongärtnern berichtet, die jedes Jahr die “verbrauchte” Erde entsorgen und neue kaufen. Das ist nicht nur teuer und eine nervige Schlepperei, sondern auch Ressourcenverschwendung und alles andere als nachhaltig! Deshalb möchte ich hier zusammenfassen, was man tun kann, um die Erde im Kübel über mehrere Jahre für die Gemüseanbau zu nutzen.
1. Zusammensetzung der Erde
Das wichtigste ist die richtige Wahl der Erde. Fertige Substrate aus dem Baumarkt sind meist so gemischt, dass sie nur eine Saison gute Erträge liefern, danach verliert der Boden an Struktur und damit an Fähigkeit Wasser und Nährstoffe zu speichern und den Pflanzenwurzeln festen Halt zu geben. Wichtig ist das die Bodenstruktur so lange wie möglich erhalten bleibt. Es gibt auch gute Substrate im Handel zu kaufen, aber auf Nummer sicher geht man mit selbst gemischter Erde. Hier mein Rezept:
- 50 % Gartenerde/Mutterboden/Kokosfasern/alte Blumenerde als Basis
- 30 % Kompost enthält Nährstoffe, Humus und ist wichtig für die Bodenstruktur
- 15 % Sand/Bims/Lava/Blähton dienen der Durchlüftung des Bodens und der Vermeidung von Staunässe
- 4 % Schafswollpellets enthalten Nährstoffe, die langsam und kontinuierlich abgegeben werden und speichern Wasser
- 1 % Gesteinsmehl, enthält Spurenelemente und unterstützt die Bildung von wertvollen Ton-Humus-Komplexen

Es kommt natürlich nicht auf Gramm genau an, sondern es geht um die groben Verhältnisse. Mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür von welcher Zutat man lieber noch etwas mehr verwenden sollte und von welcher weniger.
2. Bodenleben
Ein fruchtbarer Boden ist voller Leben: Mikroorganismen, Bakterien, Regenwürmer,…
Wenn Du in deinen Kübeln Regenwürmer entdeckst, ist das der Jackpot, dann hast Du fruchtbare Erde geschaffen, die Du noch lange nutzen kannst. Um das zu erreichen, solltest Du unbedingt auf Kunstdünger und Pestizide verzichten, denn die Schaden den Bodenlebewesen! Ansonsten sind sie genügsam: feuchte Erde, keine Staunässe und Futter in Form von abgestorbenen Pflanzenteilen oder Kompost reichen völlig aus. Außerdem solltet ihr die Erde nicht unnötig bearbeiten, also umgraben, das mögen sie nicht!
3. Mulchen
Um die Verwitterung der Erde zu vermeiden, sie vor Austrocknung zu schützen und die Bodenorganismen glücklich zu machen, ist eine Mulch-Schicht hilfreich. Also das Abdecken nackiger Erde mit organischen Materialien, wie Stroh, Holzhäcksel oder Laub. Noch besser ist es, wenn die Erde einfach durchgängig bepflanzt ist. Nach dem Abernten im Herbst könnt ihr eine Gründüngung aussäen, z.B. aus Senf, Lupinen, Winterroggen oder Feldsalat. Vor allem im Winter ist es wichtig die Erde vor der rauen Witterung zu schützen.
Wenn ihr kein pflanzliches Material zur Verfügung habt, könnt ihr auch einfach fertige Mulchscheiben auf Kokosfaser kaufen bzw. individuell zuschneidbare Kokosmatten
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4. Feuchtigkeit
Ist die Erde einmal vollständig ausgetrocknet, ist es fast unmöglich sie wiederzubeleben. Wasser, dass man darauf gießt läuft einfach hindurch oder fließt oberflächlich ab. Die Bodenstruktur ist also völlig zerstört und mit ihr wahrscheinlich auch sämtliches Bodenleben. Um das zu vermeiden, sollte die Erde immer feucht gehalten werden. Das ist für Kübel-Gärtner im Sommer eine enorme Herausforderung. Das Untermischen von Schafswollpellts zur Wasserspeicherung und Abdecken der Erde mit Mulch sind wichtige unterstützende Maßnahmen. Wenn man nicht täglich zwei Mal Gießkannen schleppen will, machen außerdem automatische Bewässerungssysteme Sinn (dazu gibt’s bald einen separaten Artikel…)
5. Auffrischen
Zu Beginn jeder Gartensaison, also im März wird die vorhandene Erde mit neuen Nährstoffen und Humusmaterial angereichert. Hierfür gebe ich ein paar Hände voll Kompost, eine Prise Gesteinsmehl uns ein paar Schafswollpellets in die Kübel und arbeite sie oberflächlich ein. Umbuddeln wollen wir ja nicht wegen der Bodenlebewesen 😉

6. Fruchtfolge
Zu guter Letzt ist natürlich die Fruchtfolge für die Pflanzengesundheit entscheidend. Ihr solltet also notieren was in welchem Kübel gewachsen ist und einen Plan für die kommende Saison machen, damit ihr die ideale Pflanzenfolge einhaltet. Kohlgewächse beispielsweise brauchen eine Anbaupause von min. 4 Jahren. Nach Tomaten sollten keine Gurken gepflanzt werden usw… Das ist ein sehr komplexes Thema zu dem ihr mehr unter Mischkultur im Kübel lesen könnt.